Sendeschluss – Relikt aus einer längst vergangenen Zeit

Angeregt durch die „Retro-Kiste“ auf Twitter bin ich auf ein besonderes Relikt aus vergangenen Fernseh-Zeiten gestoßen, das ich mit diesem Artikel wieder hochleben lassen möchte. Nämlich den Sendeschluss.

Sendeschluss

Das waren noch Zeiten, als das Fernsehprogramm nachts ab einer bestimmten Uhrzeit beendet wurde und die Flimmerkiste dann nur noch den „Sendeschluss“ anzeigte. Erinnert Ihr Euch noch? Es kamen nochmals Nachrichten und die Programmvorschau für den nächsten Tag und dann war Feierabend. Wohin man auch schaltete, das Fernsehen brachte nichts mehr, außer dem Testbild oftmals untermalt mit einem hohen Piepston.

Schaut mal, so war das damals: Sendeschluss

War das nicht toll? Man konnte ruhigen Gewissens die Kiste ausschalten, denn man konnte sich sicher sein, nichts zu versäumen. Überhaupt war das Fernsehen damals mit seinen drei Programmen noch total überschaubar. Das Fernsehen war damals noch Neben- und nicht Hauptsache, so wie das heute bei vielen leider der Fall ist. Man sah sich abends einen Film oder eine Fernsehshow an, wie die tollen Spielshows „Am laufenden Band“ mit Rudi Carell oder „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff oder einen Krimi von Edgar Wallace oder Francis Durbridge. Und damit hatte sich die Sache. Danach war es genug und völlig ausreichend. Man hatte es damals noch nicht nötig sich mehr oder weniger rund um die Uhr dauerbeschallen zu lassen. Überhaupt war das Fernsehen damals noch eher darauf ausgelegt, die Menschen zu unterhalten. Einfach nur so ohne böse Hintergedanken. Im Gegensatz zu heute, wo in Filmen aber natürlich vor allem in Nachrichten- sowie „Diskussions-Formaten“ die Menschen mehr und mehr belehrt und indoktriniert werden auf eine oftmals subtile Art und Weise. Das Nudging, also das sanfte hin stupsen in die „richtige“, also in die von der Regierung als einzig richtig erachtete Gesinnungsdenke geschieht heutzutage auf allen Fernseh- und Radiokanälen. Und das mehr oder weniger rund um die Uhr. Man kann sich dem kaum entziehen und selbst wenn man keinen Fernseher mehr besitzt oder ihn einfach auslässt, so hört man es eben im Radio bei der Arbeit oder im Autoradio, das man ab und zu eben doch mal laufen lässt, um die Verkehrsnachrichten nicht zu versäumen. Und in den Zeitungen und Ortsblättchen kann man ebenfalls täglich lesen, wie man zu denken hat. Es gibt keinen Sendeschluss und keine Pause mehr, die es uns ermöglicht, einmal inne zu halten und den Kopf wieder frei zu kriegen von der pausenlosen Regime-Dauerpropaganda.

Abschalten

Doch, es ist schon möglich. Man muss es heute nur eben ganz bewusst und konsequent selbst tun! Nämlich abschalten und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Flimmerkiste abschalten. Das Radio ausschalten oder nur noch, wie ich es seit längerer Zeit tue z.b. das  „Klassik Radio“ hören. Eine wahre Wohltat ist das. Wunderbare klassische Musik und kein Dauergelaber von belehrenden „Journalisten“, bei denen man sich fragt, auf welcher Gehaltsliste sie eigentlich noch stehen und welche Mission sie eigentlich noch erfüllen wollen außer wahrheitsgemäß und neutral über Gegebenheiten zu berichten. Dass das Fernsehen oder die Fernsehfomate zu einer Meinungsbildung beitragen können ist ebenfalls ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Neutrale Berichterstattung gibt es nicht mehr. Man muss sich heute seine Meinung und die Fakten mühsam in den Weiten des Internets zusammensuchen und ja, auch nicht alle alternativen Nachrichtenformate sind über jeden Verdacht erhaben. Auch dort gibt es schwarze Schafe oder jene, die die Leser in eine ganz bestimmte Richtung lenken wollen. Ungeprüft kann man heute so gut wie Niemandem mehr trauen. Auch auf Telegram gibt es unzählige Kanäle, auf denen wir jeden Tag fast sekündlich mit neuesten Horrornachrichten zugeballert werden. Wer soll das alles noch aufnehmen und verarbeiten? Auch dort gibt es keinen Sendeschluss, außer dem selbst verordneten Sendeschluss, den man ganz bewusst selbst herbeiführt.

Nachrichten-Junkies

Ich muss Euch ehrlich sagen, dass mir das alles zu viel wird. Zu viele Informationen, zu viele schlechte und oftmals falsche bzw. unrichtige Nachrichten, zu viel Gerede auf so vielen Seiten. Vor allem ist mir bewusst geworden, was alles auf der Strecke bleibt. Man ist getrieben und zu einem Nachrichten-Junkie geworden, der an der Nachrichtennadel hängt und nur unter heftigsten Entzugserscheinungen davon loskommt, sofern er das überhaupt möchte. Ich möchte es. Mir ist klar geworden, dass der Mehrwert all der Dauerbeschallung von zumeist negativen Nachrichten mir nicht nur nichts bringt, nein, es nimmt mir so viel. Vor allem nimmt er mir den inneren Frieden, er nimmt mir gute Gedanken und die Kreativität ebenfalls.

Sendeschluss

Daher ist bei mir erst mal so gut wie Schluss mit dem übermäßigen Konsum von Sendungen, sei es im Fernsehen, sowie bei Twitter oder Telegram. Ich mache aber keinen kalten Entzug, nein, ich widme mich jetzt wieder den Dingen, die mich persönlich weiterbringen, die mich glücklich und zufrieden machen und die mich auch herausfordern und mich weiter entwickeln lassen. Und das ist genau der Trick. Ein kalter Entzug, also einfach mit Dingen aufhören, ohne etwas anderes zu haben, ist schwer möglich. Ein Vakuum muss immer mit etwas gefüllt werden! Sich Beschäftigungen zuzuwenden, die wirklich Freude machen, ist ein unglaublicher Mehrwert. So singe ich seit einiger Zeit in einem Chor und widme mich zudem intensiv dem Klavierspiel. Das tut so gut und lenkt so ab, bzw. lenkt es einen in eine ganz andere Richtung und plötzlich sieht man vieles aus einer anderen Perspektive. Musik ist überhaupt etwas ganz Wunderbares und wenn man sie dann noch selbst machen kann umso schöner.

Marktlücke Vergangenheit

Natürlich schaue ich immer wieder mal beim Entschleunigungskiller Twitter vorbei und überfliege die Nachrichten und ganz sicher werde ich mit dem Tweeten auch nicht aufhören. Aber es soll eben keinen so hohen Stellenwert mehr in meinem Leben haben wie auch schon. Es gibt auf Twitter z.B. neben tollen Kunst- und Kulturaccounts auch einige Retro-Accounts, die sich längst vergangenen Dingen und Zeiten widmen, die neben den täglichen Horrornachrichten eine gute Alternative zum Abschalten sind. Ich denke gerne an die bunten 80er Jahre zurück und an die heitere Unbeschwertheit meiner Kindheit und Jugend. Vor allem war früher weniger Belehrung seitens der Fernsehanstalten, die Filme und Serien wollten einfach nur gut unterhalten und auch die Werbung war nicht belehrend oder zeitgeistbesoffen sondern einfach nur lustig und ideenreich. Aber das Beste war damals tatsächlich der Sendeschluss. Und dieser fehlt heute.

Einst wusste man beim Sendeschluss,
dass man zu Bette gehen muss.
Das Beste kam dann in der Nacht
und hat zu wenig Schlaf gebracht.

Heut‘ hält frau sich vorm TV wach,
dort läuft das Beste in der Nacht.
Der Mann schläft auf dem Sessel ein
und träumt dabei vom Stelldichein.

Gabriele Förster-Wöbke

6 Kommentare zu „Sendeschluss – Relikt aus einer längst vergangenen Zeit

  1. Hallo Tamara!

    Kenne ich auch noch – und denke oft an diese unbeschwerte Zeit zurück.

    Später gab es um Mitternacht, als Betthupferl, Kulenkampff’s philosophische „Nachtgedanken“! Fand‘ ich klasse!

    Liebe Grüße

    Mike

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  2. Hallo Tammy, ich kann dein Vorgehen gut nachvollziehen. Ich war radikaler. Meine Accounts bei Twitter, Instagram und Telegramm habe ich alle gelöscht. Das war vor gut 2 Monaten und kann heute sagen, für mich war es eine gute Entscheidung. Meine Gedanken sind klarer, fixierter und ich werde nicht mehr so abgelenkt. Jetzt mach ich mich noch an die Newsletter. Deinen Blog lese ich weiterhin.

    Grüße von Norbert

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    1. Lieber Norbert, hab lieben Dank für Deinen Kommentar. Ich find das wirklich klasse, dass Du es geschafft hast, Dich von all dem Ballast zu lösen. Ganz so weit bin ich noch nicht aber nahe dran! Dass Du meinen Blog weiterhin liest, freut mich wirklich sehr! Du bist ja einer meiner ersten und treuesten Leser. Ich hoffe es geht Dir gut und wünsche Dir herzlich alles Liebe! Tammy

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  3. Bei mir ist schon seit etlichen Jahren Sendeschluss im gesamten TV-Spektrum, ÖRR wie auch Privatsender und Printmedien.

    Aber auch bei den alternativen Medien ist nach 1 Uhr nachts nichts Wesentliches mehr zu entdecken. Ausnahme dieser Beitrag, den ich erst jetzt gegen 2 Uhr in meinem Outlook-Briefkasten entdeckt habe.

    Ab und zu lasse ich mich durch einen alternativen Bericht via Link auf einen „Feindsender“ im Mainstream-Fernsehen locken, was in der Regel meinen Ekel bestätigt.

    Als DDR-Veteran hat sich also inzwischen nichts für mich geändert, auch damals haben wir das Staatsfernsehen und den Konsum der meisten Printmedien verweigert. Als alternative Informationsquelle diente Westfernsehen und Westradio.

    Nach meiner Übersiedlung in die BRD 1985 bis zum Beitritt meiner alten Thüringer Heimat zum BRD-Gebiet durften wir noch relativ freiheitliche fünf Jahre erleben. Spätestens 1991 nach dem Zerfall der Sowjetunion gings rapide bergab: Nato-Osterweiterung, Krieg in Jugoslawien, Euroumstellung, 9/11, Afghanistan, Irak, Eurokrise, Bankenkriese, Libyen, nicht endende Massenmigration sowie der allmähliche Verfall der sozialen Leistungen durch den Wegfall des sozialistischen Konkurrenzsystem. Der ganze Wahnsinn des ausufernden globalen Finanzkapitalismus.

    Inzwischen sehne ich die DDR wieder herbei, nicht wirklich, aber bevor dieses oder ein nächstes BRD-Regime die DDR in ihrer diktatorischen Willkürherrschaft übertrifft, wäre ein deutscher Staat wie die damalige DDR unter russischem atomaren Schutzschirm eine Alternative.

    Mit programmierbarem digitalen Geld, angeschlossen an ein Sozial-Kredit-System, mit allgegenwärtiger elektronischer Überwachung, braucht es längst keine Mauer oder verminte Grenze mit Selbstschussanlagen und Hundestaffeln, um Menschen von einer Flucht abzuhalten. Flucht wohin? Es gibt keine wirklichen Fluchtziele mehr, besonders für ältere Menschen ohne Millionenvermögen. Ausharren und hoffen auf den Umsturz, viel mehr bleibt einem nicht, mit immer näher rückendem Lebenshorizont.

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    1. Lieber Herr Abendroth, für Ihre so wahren aber auch traurigen, ja fast resignierten Worte danke ich Ihnen. Sie haben das ganze Dilemma hervorragend zusammengefasst und analysiert! Mehr Worte bedarf es nicht. Ihr messerscharfer Verstand und die Treffsicherheit in Ihren Ausführungen haben meinen Blog durch Ihre Kommentare und einige Artikel in all den Jahren wirklich sehr bereichert. Dafür Danke ich Ihnen!
      Herzlich alles Liebe für Sie von Tamara Breitschneider

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  4. Mir scheint uns geht es wie dem Herrn Abendroth was insbesondere seinen letzten Abschnitt angeht.Aber zum Anfang. Als älterer Mann erinnere ich mich noch sehr gerne an die 60er, 70er und teilweise noch 80er Jahren. Zuerst im MTK lebend hörte ich selten diesen Trompeterradiosender hr (das weil dort jeden morgen zum Muntermachen die Trompete geschmettert wurde) sondern lieber den Radiosender SWR. Dort gab es gute Unterhaltungssendungen, aber auch gute Nachrichten- und Informationssendungen. Trotzdem der SWR ja ein „schwarzer“ Sender war wurden alle politischen Richtungen berücksichtigt. Am schönsten war für mich immer die Sendung „Vom Telefon zum Mikrofon“ als Unterhaltungssendung. Später in NRW hörte ich ebenfalls eine politische Sendung am frühen Abend die auch politisch alle Richtungen umfasste. Genau den Zeitpunkt wo der Umschwung kam, kann ich nicht mehr definieren. Ab etwa 2000 im Sendebereich des rbb haben wir aufgehört Radio zu hören, weil da ganz übel schon indoktriniert wurde. Im Fernsehen haben wir uns schon früh auf selten gebrachte Filme beschränkt. Der Schrott wurde immer mehr. Diskussionssendungen haben etwa ab 1990 ihre Unschuld verloren. Heute haben wir die Filme auf Festplatte und hören auch kein Radio mehr (auch kein Klassik-Radio mehr wegen der ständigen Wiederholungen, die meines Erachtens das Empfinden auf „zuoft“ einstellen).Und was soll ich sagen : Uns geht es blendend. Wenn wir den Fernseher einschalten und für ein paar Sekunden irgendeine Sendung sehen bis sich der Film von der Festplatte einschaltet, dann kennen wir weder die Schauspieler noch die Moderatoren noch die Sprecher. Und es tut so gut das abzuschalten und sich gar nicht erst in die Falle tappen zu lassen das vielleicht noch was Wichtiges käme was man ja gar nicht verpassen dürfte.

    Und was ich bin so froh nicht die ganze Propaganda und Lügen mehr hören zu müssen. Nur wenn ich mit Leuten rede die 24/7 die Kiste laufen lassen höre ich ganz schnell mit dem Reden auf. Warum auch ?

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