Kürzlich wurde ich von Jemandem damit konfrontiert, ich würde mich ja nur in meiner Filterblase bewegen und mich mit meinesgleichen austauschen. Es wäre lediglich nur eine immerwährende gegenseitige Selbstbestätigung, aber nichts von Wert oder Substanz, was wir uns schreiben würden.
Zunächst einmal frage ich mich, was denn überhaupt die Definition von „Filterblase“ ist? Ein kluger Mensch sagte, dass dies „eine gemeinsame Einstellung und durch Nachdenken erreichte Überzeugung“ ist. Dies finde ich sehr treffend formuliert. Man ist zu einer Überzeugung gekommen und trifft auf Menschen, die der gleichen oder ganz ähnlichen Überzeugung sind.
Was ist eigentlich grundsätzlich gegen eine Filterblase oder gegen eine gemeinsame Überzeugung zu sagen? Das ganze Leben besteht doch in gewisser Weise aus Filterblasen, oder? Die Familie ist eine Filterblase. Der Freundeskreis oder der Verein ist eine Filterblase. Auch die Kirche oder der christliche Hauskreis, eine Partei, all das sind Filterblasen. Es sind alles auf ihre Art Interessengemeinschaften, in denen wir uns meistens gerne aufhalten. Wir sind gerne mit Menschen gleicher Gesinnung zusammen. Und ja, dies sind in gewisser Weise auch Wohlfühloasen. Man fühlt sich verstanden, bestätigt und zugehörig. Ist dies nicht ein zutiefst menschliches Bedürfnis? Sogar ein Grundbedürfnis? Und selbst, wenn einer nur mit sich und seinen Gedanken allein ist, ist dies dann nicht sogar auch eine Filterblase? Solch ein Mensch brät nur in seinem eigenen Saft, hat kein Gegenüber, das ihn korrigiert oder kritisiert. Er gibt sich selbst in Allem recht, bestätigt sich durch sich selbst. Dies ist dann wohl die kleinste aller Filterblasen.
Und ja, es gibt natürlich diese Meinungsfilterblasen. Schnell finden sich Menschen zusammen, die einer ähnlichen Meinung sind. Menschen, die ähnlich empfinden und Dinge des Lebens ähnlich wahrnehmen und bewerten. Und ja, darüber reden sie und tauschen sich aus. Das ist doch völlig normal. So sind Menschen und waren Menschen zu allen Zeiten. Sie sind Herdentiere und fühlen sich in einer Gemeinschaft wohl, angenommen und auch stark. Hier spielt auch das Hormon Oxytocin eine Rolle. Dieses Hormon, das im Gehirn produziert wird, ist auch als „Kuschelhormon“ bekannt. Es beeinflusst soziale Interaktionen zwischen Mutter und Kind, zwischen sich Liebenden aber auch zwischen Menschen im Allgemeinen. Dieses Hormon spielt eine wichtige Rolle bei der Stressregulierung und führt zu einem Wohlbefinden im Menschen. Es trägt zur Gesunderhaltung bei, denn es reguliert Blutdruck- und Cortisolspiegel und lässt einen entspannter werden.
Zudem darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Revolutionen und Bewegungen daraus entstanden sind, dass Menschen gleicher Gesinnung sich zusammen gefunden haben. Sie haben dadurch etwas bewegt und ins Rollen gebracht.
Ob dies immer zielführend ist, das ist eine andere Frage. Hier müsste man erst einmal definieren, was das Ziel überhaupt sein sollte? Wenn es das Ziel ist, sich wohl zu fühlen, dann erreicht man mit seiner Filterblase genau das. Man fühlt sich wohl. Und das ist doch schon mal gar nicht so schlecht, oder?
Wenn es das Ziel ist, andere erreichen, bekehren oder überzeugen zu wollen, dann ist das ständige Bewegen in der eigenen Filterblase natürlich nicht ganz so geeignet. Dann dreht man sich tatsächlich immer nur um sich und ist abgekoppelt von den Anderen, die sich außerhalb der eigenen Meinungsfilterblase befinden. Die Frage, die ich mir stelle, ist: Besteht denn überhaupt die Möglichkeit, die Menschen anderer Filterblasen noch zu erreichen? Sehe ich mir an, was in den sozialen Netzwerken aber auch im realen Leben momentan los ist, so muss ich zu dem traurigen Schluss kommen: Nein, man erreicht den anderen nicht mehr. So sehr man sich auch bemüht. Es geht ein Riss durch die Gesellschaft. Dieser Riss ist eigentlich schon mehr ein tiefer und breiter Graben. Unüberwindlich. Es mag die einen oder anderen Brückenbauer geben, die versuchen, diesen Graben zu überwinden. Die alles Mögliche tun, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Toll, dass es diese Menschen gibt. Das meine ich wirklich so. Es ist ein schwieriges Stück Arbeit und meist leider eher nicht von Erfolg gekrönt, ihr Kampf gegen die Windmühlen des Zeitgeistes und Mainstreams. Ich bewundere sie und bin froh, dass es sie gibt! Und ich wünsche Ihnen alle Kraft und Ausdauer, die man dafür benötigt.
Persönlich kann ich sagen, dass ich mich freue, in meiner Filterblase ein paar wirklich wunderbare und kostbare Menschen kennengelernt zu haben. Menschen, die mich weiter bringen, die mir Impulse geben, die sich interessieren, mir Zuspruch geben, mich bestätigen, die mich auch zum Lachen bringen, sich engagieren und die mich ermutigen, weiterzumachen.
Daher möchte ich Euch an dieser Stelle sagen: So schön, dass Ihr da seid und dass es Euch gibt.

MIr gefällt Deine detaillierte und mit vielen persönlichen Gedanken geschmückte Beschreibung Deiner Themen. Ich möchte es vergleichen mit “Die Leichtigkeit des Seins” von Jean-Pierre Weil, über den ein Kritiker schrieb
„Das Buch, das geeignet ist, uns zur Ruhe kommen zu lassen – wenn wir bereit sind, das zuzulassen. Jetzt. In diesem Augenblick, indem wir in Muße blättern.“
Ich beschränke mich da lieber auf eine eher technische Herangehensweise. Öffne ich Youtube und gebe den Suchbegriff “Filterblase definition” ein, so schmetter mir der Algorithmus folgendes Resultat entgegen:
Video 13: Filterblase / Sekundarstufe II (14-19J http://ZDDK.tv
Über Filterblasen und Echokammern Studienzentrum für Genderfragen
#kurzerklärt: Facebook und Google – Filterblasen gefährden Demokratie Tagesschau
Vorprogrammiert: Wie entstehen Filterblasen DW Deutsch
34C3 – Social Bots, Fake News und Filterblasen http://media.ccc.de
Dabei spielt es keine Rolle ob ich bei YT angemeldet bin oder nicht, das Resultat ist praktisch identisch. Also mein erstes Fazit, ohne dass ich die Videos angeschaut habe:
Alte bekannte Gegner: Tagesschau, etwas mit Genderfragen (die scheinen neben dem Gedöns um queer, quer oder sonstwas, komplett verpeilt, also auch Experten zum Thema “Filterblase” zu sein) und die DW. Die beiden anderen kenne ich nicht, wenn aber 3 von 5 Vorschlägen negativ daher kommen, würde es mich wundern, sollten die 2 anderen etwas anderes kundtun. Ich schliesse daraus, der Begriff verkommt zu einem Kampfbegriff.
Unter Kampfbegriff versteht Wikipedia: “Politische Schlagwörter, die für bestimmte politische Zwecke, Partikularinteressen oder zum Setzen von Feindbildern instrumentalisiert werden, gelten auch als Kampfbegriffe”
Wenn also jemand auf mich zu käme und behaupten würde, ich befände mich in einer Filterblase, dann würde ich ihm ins Gesicht lachen. Ein so Niemand möchte sicher nicht diskutieren, er möchte mich einschüchtern, in dem er mir ein Kampfbegriff um die Ohren schmeisst. Zu seiner Weiterreise gebe ich ihm dann noch einen Gratistipp mit: “Dummheit kennt keine Grenzen, aber verdammt viele Leute.”
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Nachdem ich das Thema eine Nacht hab sacken lassen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, im letzten Absatz steht die Botschaft: Kommunikation!
Kommunikation. Wikipedia schreibt dazu: Kommunikation ist der Austausch oder die Übertragung von Informationen, die auf verschiedenen Arten (verbal, nonverbal) oder verschiedenen Wegen (Sprechen, Schreiben) stattfinden kann.
Es gibt also verschiedene Wege und verschiedene Arten. Bei den Wegen ist es ganz einfach, Sprechen oder Schreiben. Bei den Arten ist es schon ein wenig komplizierter, hier wunderbar beschrieben durch ein Beitrag der Altenpflege Ausbildung, der Internetseite altenpflegeschueler.de, Autor anonym.
Menschen nehmen auf verschiedene Arten Kontakt miteinander auf.
Die wichtigsten Kommunikationsformen sind:
verbale Kommunikation
nonverbale Kommunikation
Mimik
verbale Kommunikation ist sprachgebunden, also Sprache und oder Schrift
(Anmerkung von mir: ich kommuniziere verbal mit Euch mit dem Text, den Ihr gerade lest)
nonverbale Kommunikation ist die nicht an Sprache gebundene Kommunikation. Die wichtigste Komponente dabei ist die Körpersprache, also Körperhaltung, Gestik und Mimik.
Die Körperhaltung wird in offene oder geschlossene Körperhaltung unterteilt, zum Beispiel gilt eine entspannte Körperhaltung als offen, während verschränkte Arme eine geschlossene Körperhaltung signalisieren.
Als Gestik gilt die Gesamtheit aller Ausdrucksbewegung des Körpers, also das Gestikulieren mit Armen und Händen. Italiener sind ein gutes Beispiel wie sie mit der Gestik kommunizieren.
Die Mimik ist der Ausdruck von Emotionen, also Freude/Glück, Furcht/Angst, Überraschung, Wut/Ärger, Trauer, Verachtung/Ekel.
(Anmerkung von mir: meine nonverbale Kommunikation ist Euch verborgen, ich müsst raten.)
Paul Watzlawick (*25. Juli 1921 in Villach, Kärnten; † 31. März 2007 in Palo Alto, Kalifornien) war ein österreichisch-amerikanischer Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Philosoph und Autor. Seine Arbeiten hatten Einfluss auf die Familientherapie und allgemeine Psychotherapie. Wikipedia
Die 5 Axiome von Paul Watzlawick
1. Man kann nicht nicht kommunizieren.
Das bedeutet, das jedes Verhalten eine Kommunikation ist. Ein Beispiel wäre: Eine Person im Wartezimmer starrt auf den Boden. Ihre nonverbale Kommunikation lautet, dass sie keinen Kontakt wünscht.
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts und einen Beziehungsaspekt
Der Inhalt ist die Information, der Beziehungsaspekt ist die Emotion des Empfängers
Ein Beispiel: “Sie haben aber eine schöne Perlenkette. Ist die Echt?” Die Information kann vom Empfänger als Kompliment oder als negativ empfunden werden.
3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Auf jeden Reiz, der zugleich auch eine Kommunikation ist, folgt eine Reaktion.
Dazu folgendes Beispiel: Eine Ehefrau beschwert sich, ihr Mann würde sich ständig zurückziehen. Der Mann jedoch weist darauf hin, dass er sich nur zurückziehe, weil seine Frau ständig an ihm herumnörgelt. Die Frau nörgelt also und der Mann zieht sich zurück, weil sie nörgelt. Der Teufelskreis.
4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.
Analogie ist der Beziehungsaspekt einer Nachricht, während der Digitale hier als der Inhalt definiert wird. Mit analogen Elementen wird häufig die Beziehungsebene vermittelt, mit der digitalen die Inhaltsebene.
5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichgewicht der Unterschiedlichkeit beruht.
Meine Güte will der Robert jetzt einen auf wichtig machen, indem er mit pseudo-wissenschaftlichen Phrasen inflationär nur so um sich schmeisst. Aber Hand aufs Herz, wissen wir ,wie wir kommunizieren? Gut, die Frage können wir uns schenken, denn die Antworten werden durchs Band positiv ausfallen. Daher ein kleiner Blick in mein “Nähkästchen”. Während meiner früheren beruflichen Tätigkeit durfte / musste ich 2 x an einem 3 tägigen Kurs mit dem schönen neudeutschen Titel “Behaviour analysis”, also Verhaltensanalyse teilnehmen. 3 Tage die vollgepackt waren mit wenig Theorie, dafür aber mit ganz vielen gestellten Situationen mit Videoaufnahmen um das Verhalten der Teilnehmer festzuhalten. Zurückgehend auf die Frage: Wie kommuniziere ich?, kann ich aus eigener “schmerzlichen” Erfahrung antworten mit: Die eigene Wahrnehmung widerspieglet nicht die Wahrnehmung des Gegenübers!
Ich behaupte jetzt einfach mal ins Blaue, dass der überwiegende Teil, sich eine ruhige und keine gehässigte Kommunikation wünscht. Und jetzt Hand aufs Herz, ist jede Diskussion, die urplötzlich aus dem Ruder läuft, immer die Schuld des Anderen? Kleines Beispiel aus dem Alltag: Die beste Ehefrau von allen zu ihrem besten Ehemann von allen: “Der Müll muss runter getragen werden!” Stellen wir uns noch ein wenig die nonverbale Kommunikation an: leicht mit dem Fuss wippend, gelangweilter Blick, der Zeigefinger zeigt unmissverständlich Richtung Küche und und und. Wie reagiere ich? Hocherfreut (?), dass meine Ehefrau mit mir kommuniziert oder ach, nicht schon wieder. Die gescheite Ehefrau allerdings wird sich mit einem süssen Lächeln neben ihrem Göttergatten setzen und sagen: “Könntest Du bitte den Müll runter bringen”.
Wie viele Male pro Tag verschenken wir Chancen mit den einfachsten Mittel ein Optimum zu erreichen.
In den Sphären der Sozialen Medien ist erschwerend, dass wir nur verbal kommunizieren können und das wichtige nonverbale im Verborgenen bleibt. Deshalb ist es wichtig, natürlich nur wenn man denn auch an einer positiven Kommunikation interessiert ist, mit den Worten zu spielen. Darunter verstehe ich zB anstatt das Emoji “Daumen nach oben” das Lob in Wort zufassen oder den Adressaten auch mal persönlich ansprechen etc. Beim Antworten sich auch einmal zurück nehmen, auf das vorherige Eingehen und versuchen eine Kommunikation aufzubauen und nicht sie abzuwürgen. Das was an positiver Energie zurückkommt, ist ein Vielfaches des vermeintlichen Aufwandes beim formulieren eines Tweets.
Kritik, Anregungen, Rüffel etc sind ausdrücklich erwünscht, denn der Diskurs lebt von den verschiedensten Meinungen.
Gerne auch per DN an https://twitter.com/Robert19594/
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